„Leben in Neuberesinchen“
Kaum ein anderes Gebiet in Frankfurt (Oder) hat während und nach der politischen Wende 1989/90 so tief einschneidende Veränderungen erlebt wie der Stadtteil Neuberesinchen. Während der DDR-Zeit entstand südlich der Altstadt ein großes Neubaugebiet mit tausenden Wohnungen: Ein kleines Meer aus Plattenbauten, dazwischen lebendige Spielplätze, Sportstätten und Kultureinrichtungen. Noch Mitte der 1990er Jahre machte die Bevölkerungszahl von Neuberesinchen mit ca. 19.700 Menschen ein Viertel aller Frankfurter:innen aus.
Doch der Einbruch der Frankfurter Industrie in den Nachwendejahren sowie der damit einhergehende Verlust von Arbeitsplätzen trafen den Stadtteil besonders schwer. Innerhalb von 10 Jahren verließen über 10.000 Menschen das Wohngebiet, sodass im Jahr 2005 nur noch knapp 9.700 Personen in Neuberesinchen lebten. Diese enorme Abwärtsspirale aus Wegzug, Leerstand und schließlich Abriss setzte sich im folgenden Jahrzehnt fort. Heute besteht ein Großteil der früheren Wohngegend aus Brachland, die meisten Wohnblöcke sind schon lange abgerissen und die Bevölkerungszahl ist auf weniger als 5000 Menschen im Jahr 2020 geschrumpft.
Neuberesinchen in Zahlen (Quelle: Kommunale Statistikstelle Frankfurt (Oder)):
1995 | 2000 | 2005 | 2010 | 2015 | 2020 | |
Einwohner:innen Neuberesinchen | 19.739 | 14.274 | 9.676 | 7.345 | 5.212 | 4.856 |
Anteil an Gesamteinwohnerzahl | 25 % | 20 % | 15 % | 12 % | 9 % | 8 % |
Einwohner:innen Frankfurt (Oder) (mit Hauptwohnsitz) | 80.374 | 71.468 | 63.120 | 59.616 | 58.377 | 57.347 |
Wie erlebten Frankfurter:innen diese gewaltigen Transformationsprozesse und welche Einzelschicksale stecken eigentlich hinter diesen Zahlen?
Das Projekt
Das Projekt „Leben in Neuberesinchen“ rückt die persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse von Zeitzeug:innen der letzten 35 Jahre in den Mittelpunkt. Von März bis Mai 2022 wurden Interviews mit Zeitzeug:innen geführt sowie Geschichten, Fotografien und Erinnerungsstücke gesammelt, um mehr über alle Facetten des Stadtteils zu erfahren.
Der Film
Um auch die junge Generation und deren Perspektiven mit einzubinden, wurde parallel mit Kindern und Jugendlichen der Medien-AG der Fanfarengarde e.V. ein Filmprojekt umgesetzt. In mehreren Workshops wurde sich dem Stadtteil in einem biografisch-dokumentarischem Prozess genähert. So entstand ein episodenartiger Dokumentarfilm, in dem sich die Kinder und Jugendlichen vor und hinter der Kamera auf Spurensuche in Neuberesinchen begeben und ihre Sichtweise auf die Spuren der Transformation darlegen.
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Ausblick
Aus den Erzählungen, Fotografien und filmischen Ergebnissen wird ein digitaler Erinnerungsraum entstehen, der die vielfältigen (Lebens-)Geschichten und Transformationserfahrungen sichtbar macht, die Auseinandersetzung damit fördert und dazu anregt, gemeinsam Zukunftsperspektiven zu erarbeiten.
Die Macher:innen
Geleitet wird das Projekt von Antje Materna, die u. a. im Jahr 2019 an den Jubiläumsveranstaltungen zu „30 Jahre Friedliche Revolution – Mauerfall“ in Berlin mitarbeitete. Das Filmprojekt wird von der Filmemacherin und Medienpädagogin Johanna Pohland geleitet, bekannt u.a. durch den Recherchefilm „Auf eine Tasse Kaffee mit der Stasi – Gegenlesen erinnerter DDR-Geschichte“, der 2021 am Kleist Forum Premiere hatte.
Projektpartner:innen sind das Stadtarchiv, das Quartiersmanagement „Innenstadt – Beresinchen“ und die Fanfarengarde Frankfurt (Oder) e.V.. Die Projektkoordination hat das Frankfurt-Słubicer Kooperationszentrum inne.
Nachfragen zum Projekt per E-Mail an zukunftszentrum@frankfurt-oder.de. hier entlang
„Transbordering Laboratory“
„Transbordering Laboratory“ (grenzüberschreitendes Labor) ist ein soziokulturelles Projekt mit europäischen Städten, die durch Grenzen geteilt sind. Aus der Perspektive der nationalen Hauptstädte werden Grenzstädte meistens als Peripherie wahrgenommen. Stattdessen sollte man sie viel mehr als Zentren entwickeln, denn hier – am Treffpunkt zwischen Staaten, Nationen und Menschen – findet das gelebte Europa statt und erfindet sich neu. Jede doppelte Stadt, die durch eine Grenze geteilt wurde, ist ein einzigartiges Labor des Zusammenlebens. Die drei beteiligten Künstler Miha Kosovel, Michael Kurzwelly und Tanel Rander erforschen die Bildung neuer Realitäten in solchen Städten.
Viele der Grenzstädte haben seit den 1990er Jahren begonnen, ein gemeinsames Leben zu führen und sich als vereinte Städte neu zu erfinden. Mit der Erstarkung des Nationalismus und im Zuge der Corona-Pandemie wurden harte Grenzen wieder zu einem Thema, insbesondere für die Bürger:innen in den Grenzgebieten. Durch das Projekt soll ein nachhaltiges Netzwerk von Grenz- und Doppelstädten sowie ihrer engagierten Menschen gebildet werden, um Erfahrungen und Kreativität zu teilen. Als Teil der Forschung besuchen die drei Künstler verschiedene geteilte Städte wie Valka-Valga (EE-LV), Gorizia-Nova Gorica (IT-SI) und Frankfurt (Oder)-Słubice (DE-PL), um Aktivist:innen, Wissenschaftler:innen, Künstler:innen und andere Akteur:innen zu treffen, Vorträge und Diskussionen zu halten, Interviews zu führen und künstlerische Dokumentationen zu erstellen. Die Verbindung von Künstler:innen und Aktivist:innen in einem praktischen Labor soll langfristig dazu beitragen, ein Europa mit gemeinsamen grenzüberschreitenden Regionen zu entwickeln.
Die erste Konferenz wird im Oktober 2022 an der deutsch-polnischen Grenze in der Doppelstadt Frankfurt (Oder)/Słubice, auch bekannt als Słubfurt, stattfinden.
Malwettbewerb für Kinder bis 30. September 2022
Herzlichen Glückwunsch!
Mehr als 50 Visionen der Stadtbrücke malten Kinder aus Frankfurt (Oder), Słubice und der Region in die Brückenbauer-Malvorlage ein. Dabei waren die Bilder so kunterbunt und kreativ, dass kein Bild dem anderen glich. Jeweils drei Kinder aus zwei Altersgruppen wurden nun zu gleichberechtigten Gewinnerinnen und Gewinnern ernannt:
Gruppe 1 (0-9 Jahre): Amadeus (8 Jahre, FFO), Charlotte (5 Jahre, FFO), Malina (5 Jahre, FFO)
Gruppe 2 (10-17): Hania (11 Jahre, Słubice), Marcella (12 Jahre, FFO), Marla (11 Jahre, Seelow)
Die Gewinner:innen erhalten einen Frankfurt-Słubicer Geschenkkorb in der Tourist-Information der Doppelstadt. Herzlichen Glückwunsch! Die inspirierenden Brücken-Bilder können zunächst im Brückenbauer:innen-Adventskalender im Dezember 2022 auf den Social-Media-Kanälen der Brückenbauer:innen-Kampagne bewundert werden.
Außerdem dürfen sich alle anderen Teilnehmer:innen in der Tourist-Information einen Trostpreis und ihre Teilnehmer:innen-Urkunde abholen.
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Male eine Brücke in das Stadtbild von Frankfurt (Oder) und Słubice!
Warum findet der Wettbewerb statt?
Mit den Bildern wird die Bewerbung um den Standort für das Zukunftszentrum unterstützt. Überdies können die Motive Teil der Öffentlichkeitsarbeit werden, bspw. in Form von Postkarten oder als Illustration auf der städtischen Website.
Was ist zu gewinnen?
Es wird eine Jury geben, welche das beste Bild auswählt. Als Siegprämie wird es einen Frankfurt-Słubicer Geschenkkorb geben.
Die fünfköpfige Jury besteht aus Milena Manns (Dezernentin für Kultur, Sport, Bildung, Bürgerbeteiligung und Europa), Sören Bollmann (Leiter des Kooperationszentrums), Beata Bielecka (Pressesprecherin der Gemeinde Słubice), Tomasz Pilarski (Leiter der Abteilung Stadtmarketing und Tourismus bei der Messe und VeranstaltungsGmbH) und Anja Greschke (Referentin für Bürger*innenbeteiligung).
Bei Veröffentlichung des Bildes wird stets Name und Alter der Urheberin/des Urhebers genannt.
Einsendeschluss?
Der Malwettbewerb läuft bis zum 30. September 2022. Im Oktober wird die Jurysitzung stattfinden. Einsendungen werden auch zwischendurch bereits veröffentlicht.
Was ist zu tun?
Die Malvorlage ist durch eine Brücke zu ergänzen. Die Rückseite ist auszufüllen und von den Eltern/Personensorgeberechtigten zu unterschreiben. Anschließend ist das Bild per E-Mail an zukunftszentrum@frankfurt-oder.de (Betreff: Malwettbwerb) zu senden.
Mit der Einsendung des Bildes wird der unbegrenzten räumlichen und zeitlichen Nutzung des Bildes unter Angabe von Vornamen, Alter und Wohnort zugestimmt. Die Nutzung erfolgt durch die Stadtverwaltung Frankfurt (Oder), ihre Eigenbetriebe und Gesellschaften.
Malvorlage zum Download: Malwettbewerb_Malvorlage.pdf
Fotowettbewerb für Brückenbauer:innen bis 31. August 2022
Gratulation!
Die Stadtbrücke zwischen Frankfurt (Oder) und Słubice steht zum einen sinnbildlich für die Verbindungen von Menschen verschiedener Generationen und Kulturen, zum anderen ganz konkret für die alltäglichen Verbindungen von Tausenden von Menschen zwischen den Städten und darüber hinaus. Vom 1. Juli bis zum 31. August 2022 waren alle großen und kleinen Fotograf:innen sowie Besucher:innen der Doppelstadt nun dazu aufrufen, Fotos von der Stadtbrücke aufzunehmen und diese in den laufenden Brückenbauer:innen-Fotowettbewerb einzureichen.
Mit den Fotos wird einerseits die Bewerbung um den Standort für das Zukunftszentrum unterstützt. Andererseits können die Motive Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt werden. Zunächst werden alle Werke der Gewinner:innen im Brückenbauer-Adventskalender auf den Social-Media-Kanälen der Brückenbauer:innen-Kampagne im Dezember 2022 veröffentlicht.
Herzlichen Glückwunsch an alle Gewinner:innen!
Eine Jury aus den Stadtverwaltungen von Frankfurt (Oder) und Słubice hat die fünf schönsten Motive ausgewählt. Unter den Gewinnerbildern konnte wiederum der erste Platz bestimmt werden.
Erster Platz: Olaf Zscherp
Die Fotograf:innen der vier weiteren Gewinnerfotos: Anastasiia Kalko, Ricarda Heidemann, Zscherp
Als Siegprämie erhalten die drei Gewinner:innen einen Frankfurt-Słubicer Geschenkkorb in der Tourist-Information der Doppelstadt.
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Die Stadtbrücke zwischen Frankfurt (Oder) und Słubice steht zum einen sinnbildlich für die Verbindungen von Menschen verschiedener Generationen und Kulturen, zum anderen ganz konkret für die alltäglichen Verbindungen von Tausenden von Menschen zwischen den Städten und darüber hinaus. Alle großen und kleinen Fotograf:innen sowie Besucher:innen der Doppelstadt sind nun dazu aufrufen, Fotos von der Stadtbrücke aufzunehmen und diese in den laufenden Brückenbauer:innen-Fotowettbewerb einzureichen.
Warum findet der Wettbewerb statt?
Mit den Fotos wird einerseits die Bewerbung um den Standort für das Zukunftszentrum unterstützt. Anderseits können die Motive Teil der Öffentlichkeitsarbeit werden, bspw. in Form von Postkarten oder als Illustration auf der städtischen Website.
Was ist zu gewinnen?
Eine Jury wird das beste Motiv auswählen. Als Siegprämie ist ein Frankfurt-Słubicer Geschenkkorb ausgelobt.
Die fünfköpfige Jury besteht aus Milena Manns (Dezernentin für Kultur, Sport, Bildung, Bürgerbeteiligung und Europa), Sören Bollmann (Leiter des Kooperationszentrums), Beata Bielecka (Pressesprecherin der Gemeinde Słubice), Tomasz Pilarski (Leiter der Abteilung Stadtmarketing und Tourismus bei der Messe und VeranstaltungsGmbH) sowie Anja Greschke (Referentin für Bürger*innenbeteiligung).
Bei Fotoveröffentlichung wird stets der Namen der Fotografin/des Fotografen genannt.
Was ist zu tun?
Ein Foto von der Stadtbrücke machen und dieses per E-Mail an zukunftszentrum@frankfurt-oder.de (Betreff: Fotowettbewerb) schicken. Sollte die Auflösung zu groß sein, ist für die Übermittlung ein Filehosting-Dienst wie bspw. WeTransfer zu nutzen.
Mit der Einsendung des Fotos wird der unbegrenzten räumlichen und zeitlichen Nutzung des Fotos unter Angabe von Vornamen, Nachnamen und Wohnort zugestimmt. Die Nutzung erfolgt durch die Stadtverwaltung Frankfurt (Oder), ihre Eigenbetriebe und Gesellschaften.
Was ist noch zu wissen?
Der Fotowettbewerb hat eine Laufzeit vom 1. Juli bis 31. August 2022. Bei Einsendungen von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahre bedarf es der Einwilligung der Personensorgeberechtigten. Teilnehmen können Menschen von überall her. Fotomotiv sollte die Stadtbrücke zwischen Frankfurt (Oder) und Słubice sein. Veröffentlicht werden auch Fotos über das Siegermotiv hinaus. Sofern Personen auf den Fotos abgebildet sind, muss von diesen eine Fotoerlaubnis zur Nutzung vorliegen. Vordrucke dieser Erlaubnis können auch per E-Mail an zukunftszentrum@frankfurt-oder.de angefragt werden.
1. Frankfurter Kinderkonferenz am 5. Juli 2022
Unter dem Motto "Wir sind Brückenbauer:innen" fand am 5. Juli 2022 im Kleist Forum sowie im MehrGenerationenHaus MIKADO die erste Frankfurter Kinderkonferenz statt. Im Zuge der städtischen Kinder- und Jugendbeteiligung hatten die 5- bis 12-Jährigen so die Gelegenheit, miteinander sowie mit den erwachsenen Akteurinnen und Akteuren zu Belangen ihrer Altersgruppen ins Gespräch zu kommen.
Mit Unterstützung der ehrenamtlichen Kinderbeauftragten Jacqueline Eckardt und einer Reihe von Trägern wurden verschiedenen Workshops angeboten, in denen Wünsche, Interessen und Mitgestaltung des Nachwuchses thematisiert wurden:
- Workshop 1: Wie wollen und können sich die Kinder in unserer Stadt beteiligen?
- Workshop 2/3: Spielplätze, Sport- und Freizeitmöglichkeiten in unserer Stadt
- Workshop 4: Wie können wir mit Kindern aus anderen Ländern gut zusammenleben?
- Workshop 5/6: Wie können Kinder gut mit Streit umgehen?
- Workshop 7/8: Wie können wir unsere Umwelt schützen und sauber halten?
- Workshop 9: Wie wollen und können wir in unserer Kita/in unserem Hort mitbestimmen?
Kontakt: Franziska Friedrich, Fachberaterin Kindertagesbetreuung / Amt für Jugend und Soziales Frankfurt (Oder), T: 0335 552-5148, E: Franziska.Friedrich@frankfurt-oder.de
Finanziert wurde die Kinderkonferenz aus Mitteln des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.
Forum Europäischer Städte in der Doppelstadt Frankfurt (Oder) und Słubice, 8. bis 10. Mai 2022
Am „Forum Europäischer Städte in der Doppelstadt Frankfurt (Oder) und Słubice“ vom 8. bis 10. Mai 2022 nahmen etwa 350 Menschen aus über zehn Ländern teil, u. a. aus Finnland, Estland, Lettland, Polen, Slowenien und Italien, darunter auch Vertreter von zwanzig (Doppel-)Städten. Das Forum stand unter der Überschrift „Ambivalenzen der Transformation – Wie wachsen Menschen und Gesellschaften an Veränderungen und Brüchen?“ und verknüpfte in 35 Einzelveranstaltungen beispielhaft alle drei Bereiche des geplanten Zukunftszentrums, die wissenschaftliche und die künstlerische Auseinandersetzung mit Transformationen sowie den intensiven Dialog von Bürgerinnen und Bürgern verschiedener Generationen und Herkünfte in Europa.
Im Panel „Wissenschaft im Dialog“ diskutierten Wissenschaftlerinnen, Journalisten und Schriftsteller aus Deutschland, Polen, Österreich und der Ukraine europäische und ostdeutsche Transformationserfahrungen zwischen „postsozialistisch“ und „neoliberal“ sowie zukünftige Entwicklungschancen vor dem Hintergrund von Migration, mancherorts gelingender Integration aber auch Konflikten, die aus fehlender Integration oder sogar zunehmender Desintegration hervorgehen.
„Gesellschaft im Dialog“ – In Formaten wie World Café oder Blind Date gingen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Frage nach, welche politischen und gesellschaftlichen Veränderungen ihr Leben am entscheidendsten geprägt haben. Dabei ging es sowohl um die Erfahrung von Verlust und Konflikt als auch darum, was sich aus den gesammelten Erfahrungen Gutes machen lässt. Mit Bezug auf aktuelle Transformationsherausforderungen rückten der Klimawandel, die Zukunft der Europäischen Integration, demografischer Wandel und auch der Krieg in der Ukraine in den Vordergrund. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten die Erfahrung, dass ein multinationales, intergenerationelles Gespräch über Brüche und Veränderungen gelingen kann, wenn man einander zuhört und Interesse am Austausch mitbringt. Die anwesenden Europäerinnen und Europäer wurden sich bewusst, welch enorme Transformation unser Kontinent bereits durchgemacht hat. Trotz unterschiedlicher Perspektiven und Lebensbedingungen verbinden uns sehr ähnliche Erfahrungen mit heutigen Herausforderungen gesellschaftlicher Transformation. Am Ende stand das Fazit, dass wir aufgrund unserer Erfahrungen und der Fähigkeit, miteinander in Dialog zu treten, auch die Chance haben, die Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.
Im Veranstaltungsbereich „Kunst und Kultur – Entdeckungen im Doppelstadtraum“ fanden u. a. Führungen durch die „Europäische Doppelstadt in der Transformation“ auf Englisch, Deutsch und Polnisch statt sowie die Ausstellungen „Übergangsgesellschaft. Akteure der Transformation in Berlin und Brandenburg nach 1989“ und „By my side – Belfast, Mostar, Nicosia, Berlin“ statt. Musikalische Beiträge gab es aus Slowenien, der Ukraine sowie aus Frankfurt (Oder) und Slubice unter dem Titel „Die Mauern werden fallen – A mury runą“. Während des gesamten Forums trafen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen den verschiedenen Veranstaltungsorten auf Straßenmusikanten oder konnten von einem Ausflugsschiff die Doppelstadt vom Wasser aus betrachten.
Europaweite Verständigung – auch zur Unterstützung der Bewerbung um das Zukunftszentrum
Das „Forum Europäischer Städte“ führte zu einer Stärkung des Netzwerks Europäischer Doppelstädte. Noch in Frankfurt (Oder) sprach der Bürgermeister von Nova Gorica Klemen Miklavic zusammen mit seinem Kollegen aus Gorizia eine Einladung für Ende September 2022 aus. Dort wird es auch um die Frage gehen, wie die Doppelstädte ihre Transformationserfahrungen in das Zentrum einbringen können.
Das „Forum Europäischer Städte“ wurde von der Stadt Frankfurt (Oder) zusammen mit der Europa-Universität Viadrina und der Gemeinde Słubice durchgeführt sowie aus Lottomitteln des Landes Brandenburg finanziell unterstützt.
"Mała Moskwa" - Geschichte und Gegenwart einer Słubicer Siedlung
Die Nachbarstadt Słubice sucht im Rahmen der Frankfurter Bewerbung für das "Zukunftszentrum für Europäische Transformation und Deutsche Einheit" Zeitzeug:innen, die ihre Geschichte erzählen: Was für Erinnerungen haben Sie an die Siedlung der polnischen Könige, die in Słubice seit jeher auch "Klein-Moskau" genannt wird. Wer hat dort in den letzten 30-40 Jahren gewohnt bzw. gearbeitet oder verfügt über interessante Fotos?
Die Słubicer Siedlung "Klein-Moskau" ist einzigartig, weil sich hier in den ersten Nachkriegsjahren viele Menschen aus den ehemaligen Ostgebieten Polens, darunter viele Menschen griechisch-katholischen und orthodoxen Glaubens, niederließen. In der ehemaligen deutschen Militärkaserne waren sowohl sowjetische als auch polnische Soldaten stationiert. Heute befindet sich in diesem Stadtviertel die Hauptwache der Feuerwehr und seit 2008 auch das neue Hauptquartier der Polizei des Landkreises Słubice. Hier wurde vor kurzem die orthodoxe "Kirche zum Schutz der Muttergottes" errichtet und in unmittelbarer Nähe befinden sich Einrichtungen, die an die Stelle ehemaliger Militärkasernen getreten sind: Das Słubicer Gymnasium, die Bezirksstaatsanwaltschaft, das Amtsgericht, seit 2000 die Stadtverwaltung sowie seit 2016 der neue Busbahnhof. Der Bau eines Skateparks mit Pumptrack wurde kürzlich abgeschlossen, das Viertel entwickelt sich zu einem Stadtzentrum von Słubice.
Am 5. April 2022 standen in der Słubicer Grundschule Nr. 2 am Abend zwei Einwohner:innen der Słubicer "Siedlung der polnischen Könige" den Schüler:innen der 8. Jahrgangsstufe für Auskünfte zur Verfügung. Die persönlichen Erinnerungen reichten von der Nachkriegszeit bis in die 1990er Jahre und werden in Bild und Text dokumentiert.
Gefördert aus Mitteln des Klein-Projekte-Fonds der Euroregion Pro Europa Viadrina.